Antikes Streetfood: Ich kam, sah und … holte mir einen Snack

Wusstest du, dass Streetfood keine Erfindung der Neuzeit ist, sondern bereits in der Antike sehr hip war? Tatsächlich war es nicht nur hip, sondern bildete einen integralen Bestandteil des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Gefüges.
Lass uns in diesem Beitrag eine kleine Zeitreise machen und entdecken, was der gute alte Julius Caesar unter Cibus citus (scherzhaftes Küchenlatein für Fastfood) verstanden haben könnte.
Wie nannte man den Stehimbiss im alten Rom?
Nannte man Fastfood-Lokale damals wohl Rēx Hamburgēnsis (Burger King), Via Subterrānea (Subway) oder Pullus frīxum Kentuckiēnsis (KFC)?
Scherz beiseite! – Die antiken Imbisslokale hießen Thermopolia.
Das Wort leitet sich aus dem Griechischen für „warm“ und „verkaufen“ ab – die Thermopolia waren kleine
Straßenlokale, in denen warme Speisen und Getränke schnell über die Theke gingen. Insbesondere in Städten wie Pompeji hat man Dutzende dieser Imbissläden gefunden. Typischerweise besaß ein Thermopolium eine gemauerte Front-Theke mit eingelassenen Tonbehältern (Dolia), in denen Eintöpfe, Hülsenfrüchte oder andere Gerichte warmgehalten wurden. Die Theken selbst waren bunt dekoriert mit Farbfresken, darauf z.B. Enten oder Hühner – vermutlich als Speisekarte in Bildform. Siehe dazu diese detaillierte 3D-Rekonstruktion auf Youtube.

Wie heutzutage auch herrschte zur Mittagszeit für das Mittagsmahl (Prandium) Hochbetrieb in den Lokalen. Viele einfache Römer hatten gar keine eigene Küche. Damit waren die Thermopolia die einzige Möglichkeit, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen.
Auffällig ist, dass die Gäste ihr Essen im Stehen verzehrten. In feineren Popinae (Weinschenken) gab es teils auch Sitzgelegenheiten. Dabei aßen sie überwiegend mit den Fingern. In Pompeji wurden kaum Bestecke gefunden, was darauf hindeutet, dass vieles als Häppchen serviert oder direkt aus Schalen verzehrt wurde.
Wie unterscheidet sich antikes Fastfood von modernem Fastfood?
Die Römer ernährten sich erstaunlicherweise recht ausgewogen und natürlich. Ihre Alltagskost bestand hauptsächlich aus Getreide, Hülsenfrüchten, Gemüse, etwas Obst, Olivenöl, Milchprodukten und gelegentlich etwas Fisch oder Fleisch. Im Grunde die gesunde Mittelmeer-Diät in Fastfood-Form. Verglichen mit heutigem Fastfood ist das römische Fastfood gesünder als moderne Schnellkost:
- Frische und unverarbeitete Zutaten: Regionale und saisonale Kost, frisch verarbeitet und ohne Konservierungsstoffe – mit Ausnahme von Salz, Essig und Öl.
- Ballaststoff- und nährstoffreich: Gemüse, Vollkorn, Kräuter – wenig Fleisch.
- Gesunde Fette: Gekocht und gebraten wurde mit Olivenöl.
- Milde Süße: Raffinierten Zucker gab es nicht. Gesüßt wurde mit Honig.
Tatsächlich waren die alten Römer auch beim Geschirr nachhaltiger unterwegs. Statt Pappkartons, Styropor und Alufolie setzen sie auf wiederverwendbares Keramikgeschirr oder Metallgefäße.
Welche Gerichte gab es?
Leider haben sich bis auf die Rezeptsammlung des Apicius (De re coquinaria) nicht allzu viele konkrete Rezepte für antike Gerichte erhalten. Mit etwas Recherche und Kreativität ließen sich aber einige Gerichte für eine originelle Fastfood-Motto-Party zusammen stellen. Schauen wir uns an, welche Speisen uns in einem Thermopolium erwarten würden.
- Würzige Eintöpfe mit Hülsenfrüchten, Getreide und Kastanien – ggf. auch mit Fleisch und Fisch.
- Puls (punica): ein Porridge bzw. Getreidebrei aus Emmer – auch mit Käse, Honig, Pfeffer und Ei. Eine gehaltvolle Mahlzeit für Arbeiter und Soldaten.
- Pisam: eine Erbsensuppe
- Garum: eine fermentierte Fischsauce zum Würzen, vergleichbar mit der heute handelsüblichen Asia-Fischsauce
- Moretum: ein Frischkäseaufstrich mit Kräutern.
- Kleine Süßigkeiten: z. B. Datteln mit Ziegenkäse oder Nüssen gefüllt und in Honig gewälzt.
- Knackige Snacks: Nüsse oder geröstete Kichererbsen.
- Fladenbrote
Tatsächlich kannten die Römer auch schon Hackfleisch-Klopse (Isicia omentata) und Würste (Lucanicae). Während die Hackfleisch-Klopse eher extravagant waren, könnten die Würstchen auch in den altertümlichen Imbissbuden serviert worden sein.
Und was waren die antiken Drinks?
Die alten Römer liebten gesüßten und gewürzten Wein, der mit Wasser (kalt oder heiß) aufgegossen wurde. Dieser antike Wein nannte sich Mulsum. Die Römer pimpten außerdem ihren Wein mit zerstoßenen Fava-Bohnen. Trübe Weine wurden dadurch klarer und geschmacklich milder.
Die günstige Alternative war Lora, der Soldaten- und Arbeiterwein. Das ist ein Tresterwein aus Traubenresten. Hier wurde der Trester nochmal mit Wasser versetzt und ein weiteres Mal gepresst.
Gibt es auch was ohne Alkohol? Tatsächlich liebten die Römer auch Posca. Das ist ein nicht-alkoholisches und erfrischendes Trinkgemisch aus Wasser und Weinessig.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Antike gab es bereits Imbissbuden, sogenannte Thermopolia.
- Aus heutiger Sicht war antikes Fastfood erstaunlich gesund und ausgewogen – mit Ausnahme des Weins vielleicht.
- Auf der Speisekarte der antiken Imbissbuden standen zumeist Eintöpfe mit Getreide und Hülsenfrüchten, aber auch Fleisch (eher wenig).